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Steuern - Teil 1

Prof. Dr. Dr. Beisserstein von der Universität Meerstadt besucht eine Schulklasse eines Wirtschaftsgymnasiums. Der erfahrene Professor für Wirtschaft und Steuerrecht soll dort eine Unterrichtsstunde zum Thema Steuern halten. Die Schüler und Schülerinnen erwarten ihn schon gespannt.

„Guten Morgen, liebe Kinder!“

„Guten Morgen, Herr Professor!“, erwidert die Klasse im Chor.

„Heute soll es um Steuern gehen“, leitet der Professor die Stunde ein.

„Endlich mal ein Thema für Jungs!“, freut sich René. „Wenn es um Autos geht bin ich ein Experte.“

„Da hast du dich leider zu früh gefreut“, sagt der Professor schmunzelnd. „Auch wenn man mit Steuern steuern kann, geht es dabei nicht um Fahrzeuge.“

„Es wäre auch zu schön um wahr zu sein, wenn wir im Unterricht mal etwas Interessantes durchnehmen würden“, murmelt der Schüler enttäuscht.

„Ich verspreche euch, Steuern sind gar nicht so langweilig wie man meint.“

„Was ist das denn nun?“, fragt Chantalle ungeduldig.

„Steuern sind Abgaben an den Staat, damit dieser Geld zur Verfügung hat um Kosten der Allgemeinheit zu decken.“

„Was ist damit denn gemeint?“, wird er von Marie unterbrochen.

„Zum Beispiel Schulen oder Straßen. Früher natürlich auch Waffen. Zu Zeiten der Könige brauchten diese viel Geld für ihren Hof und ihr Schloss um die Angestellten zu bezahlen und große Feste zu feiern. Das habt ihr bestimmt schon mal im Geschichtsunterricht gehört.“

„In Latein hatten wir neulich den Zensus oder so ähnlich“, sagt René.

„Das kann gut sein. Denn Steuern haben eine lange Tradition. Im alten Rom haben schon die Verwalter von den Anwohnern Steuern eingetrieben. In manchen Zeiten mussten die Bürger ihre Steuern in Naturalien wie Getreide oder anderen Erzeugnissen zahlen“, erklärt der Professor.

„Wie viel muss man denn Steuern zahlen?“, fragt Marie.

„Das ist sehr unterschiedlich und hängt von der Steuerart ab. Wenn ihr an einem Kiosk einen Stift kauft, dann zahlt ihr an den Verkäufer nicht nur den Betrag für den Stift sondern auch Steuern. Die sogenannte Mehrwertsteuer. Der Verkäufer meldet dem Finanzamt, dass er euch und anderen Kunden Stifte verkauft hat und wie viel Geld er dafür eingenommen hat. Davon muss er dann 19% an das Finanzamt zahlen“, erklärt der Professor.

„Sagt er dem Finanzamt das denn jeden Tag oder jede Stunde oder wie macht er das?“, fragt Chantalle.

„Nein“, antwortet der Professor schmunzelnd. „Wenn er das so oft machen müsste, dann wäre es ja viel zu viel Arbeit. Je nach dem wie viel der Verkäufer im Jahr verkauft, muss er das monatlich, vierteljährlich oder sogar nur jährlich melden.“

„Der Verkäufer muss aber ja die Stifte auch irgendwo kaufen. Zahlt er denn dann auch Steuern an den Verkäufer?“, fragt René.

„Eine sehr gute Frage. Ja das macht er. Die Mehrwertsteuer, die er für den Einkauf des Stifts gezahlt hat, darf er aber von der Mehrwertsteuer, die er an das Finanzamt zahlen muss, abziehen. Damit ihr das besser versteht, male ich es euch an die Tafel:


„Und warum bekomme ich meine gezahlte Steuer nicht vom Finanzamt zurück?“, fragt Chantalle.

„Der Staat möchte auf diesem Wege Geld bekommen. Wenn jeder seine gezahlte Mehrwertsteuer dem Finanzamt melden würde, würde der Staat ja gar nichts einnehmen“, erwidert Prof. Beisserstein. „Um auf meine Bemerkung, dass man mit Steuern steuern kann, zurückzukommen, möchte ich noch etwas ergänzen. Es ist so, dass nicht auf alle Lebensmittel und Sachen, die ihr kaufen könnt 19% Mehrwertsteuer anfallen. Auf einige, z.B. Grundnahrungsmittel wie Milch, Brot, Obst und Gemüse sogar bei Süßigkeiten, werden nur 7% Mehrwertsteuer erhoben. Für Bücher und Eintrittskarten für Museumsbesuche gilt dies ebenfalls. Dadurch können die Preise etwas niedriger sein und der Verkäufer macht aber trotzdem Gewinn. Indem der Staat solche Ausnahmen genehmigt, kann er durch den niedrigeren Steuersatz steuern, was etwas günstiger angeboten werden kann. Es gibt auch noch viele weitere Besonderheiten, zum Beispiel wenn etwas ins Ausland verkauft wird oder ihr etwas im Ausland kauft. Aber das ist für diese Einführung viel zu kompliziert.“

„Stimmt. Das reicht erstmal. Was ich noch nicht verstehe ist, wie war das denn zu der Zeit, in der man Naturalien abgeben musste? Musste man dann mehr kaufen und dann einen Teil davon wieder abgeben?“, fragt René.

„Die Bauern mussten einen Teil ihrer Ernte abgeben. Es gibt aber mehrere Arten von Steuern, die der Staat auf unterschiedlichen Wegen einnimmt. Ich habe euch jetzt die Mehrwertsteuer erklärt. Es gibt aber auch die Einkommensteuer. Aber dazu kommen wir in der nächsten Stunde..."