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Marktwirtschaft Teil 2: freie Marktwirtschaft

 

 

„So... weiter geht’s. Diese Regel über Angebot/Nachfrage/Preis betrifft natürlich nicht nur die Einkäufer auf dem Wochenmarkt, sondern jeden. Daher beschäftigt sich auch die Politik damit. Im Laufe der Zeit haben sich insbesondere zwei Auffassungen durchgesetzt, wie eine Regierung mit dem Treiben auf dem Markt umgehen kann. Zunächst möchte ich euch die Theorie der sogenannten freien Marktwirtschaft vorstellen. Diese basiert auf den Ideen, die im 18. Jahrhundert entstanden sind.“

„Das ist ja schon ewig her!“, ruft Chantalle in die Klasse.

„Du hast recht. Das ist schon eine Weile her. Deshalb ist es aber nicht falsch!“, erwidert der Professor. „Natürlich hat sich das ein oder andere weiterentwickelt. Aber die Grundsätze sind dieselben. Wie der Begriff schon sagt, geht es um einen freien Markt, in dem es kaum bis keine Regeln gibt. Wenn ihr euch noch einmal den Wochenmarkt vorstellt, in welchen Bereichen könntet ihr euch vorstellen, dass es dort Regeln gibt?“

„Zum Beispiel wer auf dem Markt etwas verkaufen darf“, schlägt René vor.

„Oder wer was verkaufen darf“, sagt Chantalle.

„Das sind sehr gute Vorschläge. In einer freien Marktwirtschaft geht man davon aus, dass sich das von alleine regelt. Es wird nur der Apfelverkäufer seinen Stand auf dem Markt halten können, der gute Produkte verkauft und Gewinne erzielt. Und wenn es schon mehrere Apfelverkäufer gibt, dann wird sich ein neuer Verkäufer überlegen, ob er nicht lieber Kirschen anbietet. Oder bessere Äpfel zu einem günstigeren Preis. Die Idee ist, dass jeder für sich verantwortlich ist“, erklärt der Professor.

„Heißt das, dass es auch keine Gesetze mehr gibt? Und sich keiner an Regeln halten muss?“, fragt Marie.

„Es gibt noch Gesetze. Allerdings nur in den Bereichen, die die Gemeinschaft betreffen. Dazu gehört z.B., dass ein Zahlungsmittel zur Verfügung steht. Natürlich gibt es auch Gesetzte, was passiert, wenn jemand etwas geklaut hat. Die Politik ist nur für eine grundlegende Ordnung im Staat verantwortlich, damit unter anderem kein Krieg geführt wird.

Es gibt aber beispielsweise keine Vorgaben mehr, wie Äpfel angebaut werden sollen oder wie sie aussehen sollen. Es könnte beispielsweise jemand auf die Idee kommen, Äpfel in der Form von Kirschen zu verkaufen.“

„Äpfel, die aussehen wie Kirschen? Wie soll das denn gehen?“, möchte Chantalle verwundert wissen.

„Naja, ich bin jetzt kein Experte in der Biologie. Ich kann mir aber vorstellen, dass es durch Züchtungen bestimmt möglich ist.“, erläutert der Professor.

„Das klingt aber sehr komisch“, sagt Marie nachdenklich.

„Ich verstehe, was du meinst, Marie. Ein Grundsatz der Idee der freien Marktwirtschaft ist jedoch, dass sich der Markt selbst reguliert. Man geht davon aus, dass er längerfristig Kunden gewinnen möchte, um Gewinne zu erzielen. Dafür wird er Äpfel oder Kirschen verkaufen, die nicht nur lecker aussehen sondern auch genauso schmecken. Das funktioniert natürlich nicht, wenn seine Kunden verwirrt sind. Finden seine Käufer die Idee aber großartig und sind ganz verrückt danach, hat er etwas sehr erfolgreiches erfunden. In der Vorstellung der freien Marktwirtschaft kommt jeder durch eine hohe Leistungsbereitschaft zum Erfolg. In diesem Fall ist es eine verrückte Idee, die jede Menge Forschung erfordert. Vorgaben, wie Kirschen auszusehen haben, sind nicht vorgesehen“, erklärt der Professor seinen Schülern.

Die Kinder müssen schmunzeln.

„In einer vorherigen Stunde habe ich euch doch was über Steuern erzählt, erinnert ihr euch?“, fragt der Professor.

„Ja!“, antworten die Schüler im Chor.

„Steuern sind auch Regeln des Staates. Diese gibt es in einer freien Marktwirtschaft auch nicht. Ich schreibe euch mal eine Übersicht an die Tafel, damit ihr euch eine Zusammenfassung besser merken könnt:

 

Nach einer kurzen Pause, erkläre ich euch dann die andere Auffassung“, beendet der Professor die Stunde und schickt die Schüler in die Pause.