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Marktwirtschaft Teil 4: Arbeitsmarktpolitik

 

 

„Hallo, meine lieben Schüler! Wie versprochen, versuche ich euch heute noch einmal an einem ausführlichen Beispiel die Unterschiede zwischen sozialer und freier Marktwirtschaft deutlich zu machen.

Das Ziel in unserem Beispiel ist es, dass möglichst wenig Menschen ohne Arbeit sind. Bei einer hohen Arbeitslosigkeit herrscht Unzufriedenheit in der Bevölkerung und das kann zu großen Problemen führen. Habt ihr Ideen, was passieren müsste, damit mehr Menschen Arbeit haben?“, fragt der Professor.

„Es muss mehr Arbeit zu erledigen geben“, erwidert Marie.

„Oder mehr Menschen müssen sich eine Arbeit teilen“, wirft René ein.

„Sehr gute Ideen! Verfolgen wir zunächst deine, René. Nehmen wir an, ein ‚Stück Arbeit’ wäre es ein Referat zu schreiben und man würde diese Aufgabe auf fünf ‚Arbeiter’ aufteilen, wozu würde das führen?“

„Naja, es würde auf jeden Fall nicht so lange dauern, wie wenn einer das ganze alleine machen würde“, sagt René.

„Das stimmt. Aber man könnte die Arbeit auch nicht nur einem einzelnen anrechnen. Man müsste die erledigte Arbeit auf fünf aufteilen. Ich will damit sagen, dass man dann natürlich auch den Lohn durch fünf teilen muss. Wenn es dabei um einen Monatslohn gehen würde, würde für einen einzelnen nicht mehr viel übrig beleiben.

Denken wir Maries Idee weiter. Wie könnten wir es denn schaffen, dass beispielsweise ein Autohersteller mehr Arbeit hat?“

„Er muss mehr Autos bauen!“, meldet sich Chantalle zu Wort.

„Das ist richtig. Aber wenn er mehr Autos baut, muss er diese natürlich auch verkaufen. Wenn ihr an unsere Stunde über Angebot/Nachfrage/Preis denkt: Welche Konsequenz hat es, wenn das Angebot größer wird, die Nachfrage aber gleich bleibt?“

„Der Preis sinkt!“, antwortet René.

„Und wenn der Preis für ein Auto sinkt: Würdet ihr als Autohersteller das gut oder schlecht finden?“

„Schlecht!“

„Warum?“, möchte der Professor wissen.

„Weil ich doch die Arbeiter und das Material usw. bezahlen muss. Das wird ja nicht billiger, nur weil ich mehr produziere“, erklärt René seine Antwort.

„Also müssen wir uns noch etwas anderes überlegen. Was wäre denn, wenn sich mehr Menschen ein neues Auto leisten könnten?“

„Dann würde ich mich als Autobauer freuen“, erwidert Marie.

„Jetzt müssen wir uns noch überlegen, was passieren müsste, damit mehr Menschen sich ein neues Auto leisten können. Habt ihr dazu auch Vorschläge?“

„Die Menschen müssen mehr Geld haben“, erwidert Chantalle.

„Genau, Chantalle. Das ist aber gar nicht so einfach. Denn man kann ja nicht jedem Bürger einfach so Geld geben, damit er sich ein neues Auto kaufen kann. Der Staat kann aber erreichen, dass mehr Menschen Arbeit haben, indem er beispielsweise neue Bauaufträge vergibt. Dabei ergibt sich folgendes Schema:

 

 

 

Die Arbeiter könnten sich nun mehr leisten, wie zum Beispiel ein neues Auto. Wenn der Autohersteller ausgelastet ist, bräuchte auch er neue Arbeiter. Und so ergibt sich ein Kreislauf, sodass mehr Menschen eine Arbeitsstelle haben“, erklärt der Professor.

„Und warum wird das nicht einfach gemacht, sodass alle Menschen Arbeit haben?“, möchte Marie wissen.

„Es gibt mehrere Haken an der Sache. Zum einen geben nicht alle ihr Geld sofort aus. Einige wollen sparen und lassen es lieber auf ihrem Bankkonto, als sich ein neues Auto zu kaufen. Zum anderen muss der Staat natürlich viel Geld ausgeben, um die Bauaufträge auch zu bezahlen. Dieses Geld muss er durch Steuern eingenommen haben oder er muss es sich leihen. Wenn man sich Geld leiht, muss man es mit Zinsen zurückzahlen. Das gilt auch für den Staat.

Ich werde euch jetzt noch einen anderen Weg erklären. Dabei komme ich auf Renés Vorschlag zurück, dass der Preis für das Auto sinkt. Der Autohersteller wäre nämlich dann mit einem sinkenden Preis einverstanden, wenn auch seine Kosten für die Produktion sinken. Eine Möglichkeit wäre, dass der Staat weniger Regeln für den Umweltschutz aufstellt und der Unternehmer so weniger Geld dafür ausgeben müsste:

 

 

 

Aber auch hier gibt es Haken: So leidet natürlich die Umwelt. Und auch hier ist natürlich nicht garantiert, dass die Arbeiter, die jetzt Arbeit haben, ihr Geld auch ausgeben.“

„Und was hat das jetzt alles mit sozialer und freier Marktwirtschaft zu tun?“, möchte Chantalle wissen.

„Wenn ihr an das denkt, was ich euch in den letzten Stunden erklärt habe, könnt ihr zuordnen, welche Herangehensweise der sozialen Marktwirtschaft zuzuordnen ist?“, fragt der Professor.

„Die erste!“, entgegnet René.

„Das ist richtig! Und warum?“

„Weil da der Staat in den Markt eingreift, in dem er Bauaufträge vergibt“, erläutert René.

„Genau so ist es. Dann muss natürlich die andere der freien Marktwirtschaft zugeordnet werden. Marie, kannst du dir vorstellen, woran man das erkennt?“

„Hmmm… Vielleicht, weil da der Staat weniger Regeln aufstellt?“

„Genau, Marie. Ich sehe, ihr habt es verstanden! Die freie Marktwirtschaft hat mehr ein Auge darauf, dass die Arbeitgeber es leichter haben, indem sie weniger Steuern zahlen und es weniger Regeln gibt.

Wenn also das nächste Mal schlechte Schlagzeilen über die Arbeitslosenquote in der Zeitung stehen, habt ihr gute Argumente höheres Taschengeld zu fordern! Denn so könntet auch ihr mehr kaufen, es müsste mehr produziert werden und mehr Menschen hätten Arbeit“, schließt der Professor mit einem Augenzwinkern die Stunde.