· 

Wie funktioniert Clusterpolitik?

 

 

Prof. Dr. Dr. Beisserstein von der Universität Meerstadt besucht eine Schulklasse eines Wirtschaftsgymnasiums. Der erfahrene Wirtschaftsprofessor soll dort zum zweiten Mal eine Unterrichtsstunde zum Thema Cluster und Clusterpolitik halten. Wie schon beim letzten Mal hoch motiviert und bester Laune betritt er den Klassenraum:

„Guten Morgen, liebe Kinder, da bin ich wieder!“

„Guten Morgen, Herr Professor!“, rufen die ungeduldigen Schülerinnen und Schüler.

„In der letzten Stunde habe ich euch etwas über Cluster und Clusterinitiativen erzählt. Heute soll es um Clusterpolitik gehen…“

„Klassenpolitik?!?!?“, ruft Chantalle aufgeregt aus der ersten Reihe, „Das kennen wir doch schon! Da muss man einen Klassensprecher wählen. Das haben wir am Anfang des Schuljahres gemacht. Denn der bin ICH!“

„Nein, nicht KLASSENpolitik“, versucht der Professor schmunzelnd die Gruppe zu beruhigen, „CLUSTERpolitik. Das ist etwas ganz anderes. Dabei geht es darum die Clusterinitiativen zu stärken. Aber überlegen wir uns erst einmal was genau Politik heißt.“

„Politik ist das, was die Regierungen und Politiker machen.“, sagt René.

„Hmm… Ja... So kann man es zusammenfassen. Für uns reicht das heute. Jetzt möchte ich euch erklären, wie Regierungen und Politiker Clustern und Clusterinitiativen helfen können. Dazu werde ich euch verschiedene Instrumente vorstellen.

Eine Möglichkeit ist es, neue Clusterinitiativen zu gründen. Dazu werden Personen beauftragt diese zu organisieren. Sie erfassen alle angesiedelten Unternehmen in einer Region und fordern sie zur Zusammenarbeit auf. Dieses Vorgehen nennt man ‚Top-down’. Weiß jemand was das auf Deutsch heißt?“, fragt der Professor.

Marie antwortet: „Also top heißt oben und down heißt unten.“

„Genau. Zusammen heißt es von oben nach unten. ‚Oben’ ist die Regierung, die mit ihrer Politik den ‚unteren’ etwas vorschlägt. In diesem Fall Clusterinitiativen zu gründen.

 

 

Tragen die Clusterinitiativen etwas zur Politik bei, nennt es sich ‚Bottom-Up’.“

„Wie können die das machen?“, fragt René.

„Die Beteiligten in Clusterinitiativen müssen in die Handlungen und Planungen der Politik mit einbezogen werden. Dies kann im Rahmen von Versammlungen und Konferenzen geschehen. Dort erklärt dann die Regierung, was sie plant. Die Beteiligten können dabei Wünsche äußern und Vorschläge machen, die ihnen die Arbeit erleichtern oder ihrer Clusterinitiative weiterhelfen würden.“

„Und welche können das sein?“, fragt Marie.

„Eine Möglichkeit, den Clustermanagern zu helfen, ist es, ihnen kostenlose Schulungen anzubieten. Dabei erlernen sie, wie sie ihre Clusterinitiative noch bekannter machen.“

„Werbung kann man doch ganz einfach machen, in dem man Plakate oder Prospekte verteilt“, wirft Chantalle ein.

„Das funktioniert vielleicht bei Supermärkten.“, sagt Professor schmunzelnd. „Für Clusterinitiativen ist das ein bisschen schwieriger, da die Zahl der Interessenten begrenzt ist. Denn zum einen kommt die Mitgliedschaft in einer Initiative ja nur für Unternehmer und Forschungseinrichtungen in Betracht, die aus der bestimmten Branche stammen. Nehmen wir das Beispiel aus der letzten Stunde:

 

Ein Arzt oder ein Bäcker kämen sich hier bestimmt fremd vor.“, erläutert der Professor.

Die Schüler lachen.

„Es kann aber auch sein, dass eine bestimmte ‚Gruppe’ gar nicht oder nur sehr wenig vertreten ist. Hier beispielsweise die Forschungseinrichtungen. Der Clustermanager muss also erkennen, welche Partner fehlen und wie er diese gewinnen und überzeugen kann. Denn wie schon in der letzten Stunde erklärt, müssen die Mitglieder einander vertrauen. Dieses aufzubauen ist nicht immer einfach. Dazu gehört eben auch, neue Unternehmer zu überzeugen, dass ihnen die Mitgliedschaft weiterhilft und Vorteile bringt.“

„Woher wissen die Politiker eigentlich von den Clustermanagern? Stellen sich die Manager vor? Oder müssen sie sich irgendwo melden?“, möchte Marie wissen.

„Das sind sehr gute Fragen. Habe ich euch das noch nicht erklärt?“, fragt der Professor erstaunt.

„Nee.“, antworten die Schüler kopfschüttelnd.

„Dann hole ich das mal schnell nach. Die Regierungen in den Bundesländern wollen natürlich unter anderem dafür sorgen, dass die dortigen Unternehmen erfolgreich sind. Dies ist sehr wichtig, damit möglichst viele Menschen Arbeit haben. Dafür müssen sie natürlich wissen, welche Arten von Unternehmen überhaupt vorhanden sind.“

„Was meinen Sie mit ‚Arten’?“, fragt Chantalle.

„Verschiedene Kategorien. Zum Beispiel Größe oder Branche. Wobei sie sich dabei natürlich nicht jedes Unternehmen anschauen. Supermärkte oder Restaurants gibt es ja überall. Aber außergewöhnliche Unternehmen wie beispielsweise Autohersteller oder Holzverarbeiter eben nicht. Um es euch besser erklären zu können, male euch mal wieder ein schönes Tafelbild:

 

Hier könnt ihr folgendes erkennen:

Forschungsunternehmen wie Universitäten sind allgemein bekannt. Sie sind mit einer Glühbirne dargestellt. Die verschieden großen Bäume sollen aussagen, wie viele Unternehmen in einem Gebiet in der Holzbranche tätig sind. Je größer der Baum desto mehr Unternehmen.

„Ist das dann ein Cluster?“ fragt René.

„Ja genau. Sehr gut. In diesem vereinfacht dargestellten Bild könnt ihr auf einem Blick erkennen, wo ein Cluster einer bestimmten Branche vertreten ist.“, erklärt der Professor.

„So etwas ist doch jede Menge Arbeit. Wer macht das?“, möchte René wissen.

„Um die notwendigen Daten zu sammeln, kann ein Unternehmen beauftragt werden. Wenn schon ausreichend Daten vorliegen, kann eine solche Untersuchung auch von Behörden gemacht werden. Die Ergebnisse kann man dann in einer Landkarte darstellen, aus der man auf einem Blick erkennen kann, wo welche Branche vertreten ist. Oder in einer Art Katalog, in dem man nachschlagen kann oder nach Suchbegriffen suchen kann, im Internet veröffentlichen. Viele Bundesländer haben das bereits gemacht. Daher weiß man, wo in Deutschland Cluster vorhanden sind und sich Clusterinitiativen gegründet haben.“, berichtet Professor Beißerstein.

„Eine weitere Möglichkeit Clusterinitiativen zu unterstützen, sind sogenannte Förderaufrufe. Dabei werden Clusterinitiativen bei dem Plan ein bestimmtes Ziel zu erreichen, finanziell unterstützt.“, erklärt der Professor.

„Wie geht das denn? Reichen die Clusterinitiativen einfach einen Plan ein und bekommen dann Geld?“, fragt Chantalle.

„Ich erkläre euch das mal wieder lieber an einem Beispiel: Ein Ministerium eines Bundeslandes formuliert einen Aufruf. Darin wird eine Zielgruppe angegeben. In unserem Fall ist das natürlich die Gruppe der Clusterinitiativen in dem speziellen Bundesland. Dazu überlegt sich das Ministerium, was genau es fördern will, z.B. die Zusammenarbeit mit einer ausländischen Clusterinitiative. In einem Zeitrahmen wird vorgegeben, wann dieses Projekt stattfinden muss. Außerdem muss natürlich auch geregelt werden, wie hoch der finanzielle Zuschuss ist. Wenn das alles festgehalten ist und veröffentlicht wurde, können Clusterinitiativen sich mit einem Antrag darauf bewerben. Sie müssen darin genau darstellen, wie sie sich ihr Projekt vorstellen, welches Ziel sie haben und wie sie dieses glauben, erreichen zu können. Und natürlich: wofür sie wie viel finanzielle Unterstützung benötigen.“, erläutert der Professor und unterdrückt ein Gähnen. „Das war es aber auch schon wieder für heute. Mal schauen, was ich euch das nächste Mal erzähle.“